Teach the teachers
Wie werden eigentlich die Kinder in Ostasien ausgebildet? Darüber informiert eine IGF-Veranstaltungsreihe die Kontinentalverbände und so war Anfang Oktober 2019 die IGF im Europäischen Go-Kulturzentrum (EGCC), um sich mit den europäischen Go-Lehrern ein Wochenende auszutauschen, etwa 30 Lehrerinnen und Lehrer aus 10 Ländern sind auf eigene Kosten dazu nach Amstelveen gereist, für den Badischen Go-Verein war Wilhelm Bühler dabei.
Die IGF hatte aus China, Südkorea und Japan je 3 Personen der nationalen Profiorganisatoren eingeladen, zu jeder Delegation zähle auch ein Profi-Lehrer.
Im Fokus stand jeweils die Ausbildung der Kinder zwischen 4 und 9 Jahren an Kindergärten und Grundschulen. Die drei Verbände stellten dabei in Vorträge ihr Land vor und gingen in einer 2. Runde mit Workshop-Charakter auf die konkrete Umsetzung für die Kinder ein. Dazwischen und am Abend bestand zusätzlich auch die Möglichkeit des Austausches untereinander, bei Essen und Trinken innerhalb des EGCC.
Japan zeigte die Mizuma-Methode, Herr Mizuma 7p war auch persönlich anwesend und verteilte Bücher und Büchlein in englischer Sprache. Er überraschte mit einem sehr lockeren Umgang mit Fehlern und Regelverstößen. Wie auch dem verstorbene Yasuda 9p, geht es ihm darum, dass die Kinder Spaß am Go-Spielen finden. Wenn sie dabei Punkte verschenken, weil sie bei japanischen Regeln ins eigene Gebiet setzen oder die Selbstmordregel missachten, ist das nicht wichtig, solange sie Spaß haben.
Südkorea war mit Frau Cho 9p vertreten, die auch regelmäßig beim EGC dabei ist. In Südkorea wird an vielen Schulen Baduk unterrichtet und die Bekanntheit des Sports ist sehr breit. Pro Jahr gibt es über 500 Amateur-Turniere in dem 51,7 Millionen Einwohner zählenden Land. Südkorea entsendet jedes Jahr zwischen Februar und Dezember Profis nach Europa, auch zu großen nationalen Amateurturnieren, wie beispielsweise unserem Go-Treffen in Mannheim 2017.
China war mit der Go-Lehrerin und Schiedsrichterin Frau Yang 2p vertreten. In der Landesvorstellung hat der 2018 neu gestartet chinesische Go-Verband (Chinese Weiqi Association (CWA)) seine Ambitionen und Pläne vorgestellt (siehe hierzu auch DGoZ 4/2019, Seite 28ff. den Artikel von Michael Marz „Eine Welt – ein Spiel“). Die Grundschulen in China sind von Regierungsseite angehalten, Go-Kurse anzubieten. Diese sind für die Schüler kostenlos, da die chinesischen Go-Schulen diese mit ihren Lehrern (meinst starke Amateur-Frauen) anbieten. Die Go-Schulen leben von den zahlenden Go-Schülern, die mehr und schneller lernen wollen. Für die Go-Kurse an den Grundschulen und im Kindergarten gibt es diverse kommerzielle Kurse. Wobei als Beispiel ein Lern-Ökosystem vorgestellt wurde, wo „Sister AI“ (Schwester Künstliche Intelligenz) einem Fuchs das Go-Spielen beibringt. Hierzu gibt es eine Internet-Plattform für Lehrer, Eltern, Kinder mit Schulungskurzfilmen (< 7 Minuten), Übungsbüchern, Spielmaterial (incl. einem Brett mit drei ausgedruckten Spielfeldern, wobei das kleinste ein 3×3-Spielfeld für die Kindergartenkinder ist).
Bei der Übersetzung von Schulungsunterlagen sehen die asiatischen Verbände nur Englisch als wichtig an. Gerade für deutsche Kindergartenkinder und Grundschüler dürfte das nicht ausreichen. Bei den Fachbegriffen, setzt Japan auf Japanisch, Korea auf eine Mischung aus japanischen und koreanischen Begriffen, während China für seine Internationalisierungsstrategie eine komplette Übersetzung aller Fachbegriffe nach Englisch plant, also beispielsweise Overtime statt Byōyomi (bzw. Chinesisch Dúmiǎo).
Siehe auch
- Bericht in der DGoZ 5/2019 (geplant)
- Berichtsseite beim EGCC zu TeachTheTeachers
- EGF-Seite zu Teach the Teachers, 5-6 October