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Staffel-Go in Deutschland
Zwölf Go-Spieler aus China und Frankreich trafen sich in Frankfurt am Main und bestritten einen Go-Mannschaftswettkampf in nur einem Spiel an einem Brett.
Das Spiel nennt sich Weiqi, wie das Go-Spiel in seiner Heimat China heißt. Aber es ist doch ein bisschen anders. Der Wettkampf in Frankfurt ist Teil der chinesischen Stadt-Go-Liga „City Weiqi League“ (kurz: CWL).
Wie bei einem Staffellauf treten die Spieler hierbei nacheinander am selben Brett an und spielen bis zu 60 Steine der Partie. Die übrige Mannschaft befindet sich an einem weiteren Brett und analysiert das laufende Spiel mit ihrem Trainer. Es ist für jede Mannschaft möglich, eine Pause zu beantragen (á 3 Minuten und bis zu 3 mal pro Team). Der Mannschaftskapitän kann einen Spieler bereits vor den 60 Steinen austauschen. Insgesamt spielen so bis zu fünf Spieler pro Mannschaft dieses Spiel.
Der Spielmodus heißt auf Chinesisch 接力赛 (Jiēlì sài = Staffellauf), der Veranstalter der CWL nennt es auf Englisch „Relay Game“ und der Autor verwendet im Deutschen in Anlehnung an den chinesischen Namen den Begriff „Staffel-Go“.
Die CWL ist eine kommerzielle Go-Liga in China, die einige Mannschaften aus anderen Ländern eingebunden hat, beispielsweise Osaka in Japan oder Paris in Frankreich.
Ziele des CWL-Veranstalters sind Go-Spiele auf einem hohen Niveau, ein Ausbau der Bekanntheit von Go und ein Ökosystem für Go-Veranstaltungen mit einer guten Vernetzung in die Wirtschaft. So sollen in Zukunft 100 Städte an der Städteliga teilnehmen und einen Umsatz von 100 Mrd. Yuan (über 12 Mrd. €) erwirtschaften.
Die Liga läuft in Abstimmung mit dem chinesischen Go-Verband (中国围棋协会 Zhōngguó Wéiqí Xiéhuì), ist jedoch von diesem unabhängig.
Am 3. August 2019 trafen sich in Frankfurt am Main die Mannschaften „Paris Global Top Healthcare“ aus Frankreich und „Zhengzhou Hpson“ aus der Hauptstadt der zentralchinesischen Provinz Henan. Hierzu wurde auch ein Programmheft mit Kurzvorstellung beider Teams und dem vorgesehenen Programm herausgegeben.
Für Paris spielten an dem Tag,
- Shutai Zhang (7d ♂)
- Xing Liu (7p ♂)
- Yutian Niu (7p ♂)
- Cheng Teng (2p ♂)
- Qi-David Wu (5d ♂)
- Camille Lévêque (2d ♀)
und für Zhengzhou traten an
- Yuzheng Guo (5p ♂)
- Qi Xiao (1p ♂)
- Haowei Zhang (1p ♂)
- Wenkai Yang (1p ♂)
- Qianyu Wang (1p ♀)
- Jiayin Bao (6d ♀).
Jede Mannschaft spielt dazu an einem eigenen Laptop zur Zugeingabe und Zeitnahme. Über Internet kann so der Schiedsrichter vor Ort wie auch die Teams das Spiel direkt an internetfähigen Geräten verfolgen. Nach spannenden zwei Stunden stand Paris als Gewinner fest.
Das Spiel wurde mit einer Reise verbunden, so besichtigten die Mannschaften am Vortag Luxemburg und besuchten den dortigen Go-Club. Und auch nach der Partie ging man nicht direkt auseinander, sondern spielte mit den Zuschauern aus Frankfurt, Darmstadt und Karlsruhe noch „normales“ Go oder Einfarb-Go. Zwei Profis aus Zhengzhou hatten Spaß am 4×19-Brett, dass neben einem Rund-Go-Brett und schönen 19×19-Brettern für die Mannschaften und Zuschauer zur Verfügung stand. Die Veranstaltung selbst fand in einem China-Restaurant statt und der Badische Go-Verein sorgte als Co-Organisator für ein großes Demobrett und hochwertiges Spielmaterial für alle. Der Tag klang mit einem gemeinsamen chinesischen Nudelessen und deutschem Bier für beide Mannschaften und die Zuschauer aus.
Das Spiel selbst kann man hier nachlesen: qpzb.cwlchina.com/wechat/lishi_detail.aspx?gameid=8890
Infobox
Die Teams in der Liga müssen bestimmte Bedingungen erfüllen
- es muss mindestens ein Amateur-Spieler mitspielen
- es muss mindestens eine Frau mitspielen
- es muss mindestens ein Spieler aus der namensgebenden Stadt mitspielen.
In der Gruppenphase dürfen die chinesischen Top-70-Profis und Profis, die nach dem 31. Dezember 1984 geboren sind, nicht teilnehmen, für die Endausscheidungphase entfällt diese Restriktion.
Mehr über die CWL auf cwlchina.com in Englisch.
Papier
Dieser Artikel erschien in der Deutschen Go-Zeitung (DGoZ 4/2019, Seiten 24-25). Zu der Veranstaltung gab es ein chineschsprachiges Programmheft.